Donnerstag, 26. Jänner 18:40
Das neue Buch, das ich heute im Studio bekommen habe, ist einmal mehr von besonderer Brisanz. Es wurde von Pawel Filatjew geschrieben, einem Ex-Soldaten der russischen Armee, der in der Ukraine gekämpft hat. Er hat inzwischen seinen russischen Pass zurückgelegt (zerrissen) und um politisches Asyl in Frankreich angesucht. Ich habe heute die ersten 1½ Stunden eingelesen und bin doch ziemlich gefesselt von dem Buch. Es tut nicht weniger als einen gänzlich neuen Blickwinkel auf Krieg zu öffnen, der in diesem Krieg gegen die Ukraine so noch nicht geöffnet wurde: Der Blick auf den Krieg aus der Sicht eines Soldaten.

Ich war zwar zu meinem großen Glück in keinem Krieg – aber ich habe in unserer Armee gedient, daher kann ich viele Anmerkungen, die er macht, sehr gut nachvollziehen.
Wenn er zum Beispiel schreibt, dass immer ein gewisses Chaos herrscht und niemand weiß, was man gerade tut. Ja, das ist wahrscheinlich in vielen Heeren der Welt so. Als Wehrmann weiß man gar nichts. Man sitzt da und wartet auf einfache Befehle. Die kommen dann oder kommen nicht. Man weiß nie, wann und warum sie kommen oder nicht kommen. Das ist nach seiner Beschreibung im Krieg auch nicht anders. Nur, dass einem dann die Kugeln um die Ohren fliegen und man ständig Angst hat.

Und worüber er ebenfalls schreibt, ist der unglaublich schlechte Zustand der russischen Armee. Seine Ausrüstung musste er zum Teil selber kaufen oder zusammenschnorren, erst nach Wochen im Feld hat er einen kaputten Schlafsack von irgend jemanden geschenkt bekommen. Oder wie er bei einem toten ukrainischen Soldaten die Erste-Hilfe-Box fand, die jeder Soldat mit sich trägt. Die russische Box besteht aus einem kurzen Seil zum Abbinden, einer Mullbinde und wenn man Glück hat, einem Schmerzmittel. In der Box des Ukrainers war derart viel Zeug drinnen, dass man »das ohne richtige Einschulung gar nicht benutzen könnte...«. Kein Wunder. Die Ukrainer haben die Erste-Hilfe-Sets der Amerikaner.

Es ist, wenn man dieses Buch aufmerksam liest, kein Wunder, dass die USA die beste Armee der Welt haben. Dort wurde erkannt, dass die wichtigste Ressource einer gut funktionierenden Armee die/der SoldatIn ist. Was bei den Russen eben nicht so ist. Und so kann man nur hoffen, dass dieser Krieg in Europa bald zu einem Ende kommt...

1 Kommentare


(C) mArtin, im Mai 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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