Mittwoch, 08. Juni 18:00
Ziviler Ungehorsam. Das ist im Prinzip eine Form von kleiner oder auch größerer Revolution. Um auf herrschende Missstände aufmerksam zu machen, hält man sich absichtlich nicht an vorgegebene Gesetze. Das funktioniert auf vielerlei Wegen – aber nicht jede Übertretung von Gesetzen ist automatisch ziviler Ungehorsam. Wenn die KFZ in einer Stadt sich praktisch nie an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten, dann ist das nicht ziviler Ungehorsam sondern vielmehr »das Recht des Stärkeren«.

Heute gab es am Nachmittag einen Bericht in Ö1 über jemanden, der echten zivilen Ungehorsam leistet: Jörg Alt, einen Jesuitenpater aus Nürnberg. Er betreibt containern – also die von Supermärkten weggeworfenen Lebensmittel (die noch in Ordnung sind) aus den Mülltonnen holen und damit arme Menschen zu versorgen, die sich diese Lebensmittel sonst nicht leisten könnten. In Österreich ist die gesetzliche Lage dazu umstritten, in Deutschland ist sie viel eindeutiger: Es ist Diebstahl.

Was hat Jörg Alt also getan? Er hat containert, dabei eindeutiges Beweismaterial über seine Tat gesammelt und sich danach angezeigt. Der Prozess wurde – was man sich denken kann – eingestellt. Mit der fadenscheinigen Behauptung, dass die gestohlene Ware nicht eindeutig einem Opfer (also einem Supermarkt) zugeordnet werden konnte. Es ist schon klar, in Bayern – wie übrigens auch in Österreich, darüber bin ich mir sicher – würde man nie einen Pater verurteilen, aus dem Mülleimer eines Supermarkts etwas gestohlen zu haben. Noch dazu, wo alle ganz genau wissen, dass er damit ärmere Menschen mit Essen versorgt.

Wenn man sich die ganze Situation ein wenig genauer ansieht und darüber nachdenkt, muss man einfach erkennen, dass wir uns auf einem seltsamen Weg befinden. Irgendwas läuft da falsch...

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(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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