Dienstag, 30. September 18:10
Es ist halt nicht so einfach, mit dem Rassismus. Und vor allem: Was ist nun rassistisch, und was eher vielleicht doch nicht?

Ich höre bei den Ö1-Features ein Art Dokumentation – aus dem Bereich Architektur – über Nigeria, beziehungsweise über eine Österreicherin, die in Nigeria lebt. Frau Stefanie T. lebt mit ihrer Familie seit etwa zehn Jahren in Lagos und liebt ganz offenkundig ihr Leben dort. Doch dann, im Lauf des Gesprächs, macht sie eine Bemerkung, die mich aufhorchen lässt: Sie lege nämlich ihre Urlaube in Österreich so, dass sie alles, was mit der Gesundheit ihres Kindes (oder ihrer Kinder, – ich kann mich leider nicht mehr daran erinnern, ob sie mehr hat) zu tun hat, hier in Wien erledigen kann. So auch die Geburt ihres Kindes/Ihrer Kinder.

Niemand wird da etwas dagegen sagen (wollen) – zumindest aus unserer, doch recht westlichen, Sicht. Ich am allerwenigsten. Ich würde gar keine gesundheitliche Leistung außerhalb meiner Heimat in Anspruch nehmen wollen.

Wenn wir uns das aber aus einer anderen Sicht ansehen, nämlich aus der von Nigeria, dann könnte man sich schon fragen: Glaubt Frau T. vielleicht, dass farbige Ärzte keine Kinder zur Welt bringen können? Wie gesagt, das ist eine rein rhetorische Spielerei, denn ich vermute die Antwort auf die mit dieser Frage implizierte Anschuldigung zu kennen: Nein, Frau T. denkt nicht so, sie denkt, redet und/oder handelt da mitnichten rassistisch – es ist einfach der gesunde Hausverstand, der einem sagt: Die gesundheitliche Versorgung ist in unserem Land besser, wie in Nigeria. Und wenn ich es mir leisten kann, dann möchte ich einfach das Beste für mein/e Kind/er. Jeder wird das bei diesem Fall nachvollziehen können.

Ich höre jedoch immer wieder von ähnlich gelagerten Beispielen (wo es nicht um Kinder und/oder Gesundheit geht), wo sofort irgend eine Art von Rassismus unterstellt wird. Wenn zum Beispiel die Refundierung von Kulturgut von Europa nach Afrika von einem hiesigen Museum angelehnt wird, weil behauptet wird, es gäbe im möglichen Empfängerland nicht die für dieses Kulturgut notwendige Infrastruktur bezüglich Lagerung und Ausstellung. Abgesehen davon, dass solche Gründe sicher auch als Vorwand dienen mögen, um dem Wunsch nicht nachkommen zu müssen – solche Einwände werden nahezu immer von zumeist Unbeteiligten als rassistisch gesehen. Und das finde ich... falsch.

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(C) mArtin, im Oktober 2025.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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