Dienstag, 16. April 20:00
Es hat binnen weniger Stunden die erste 200.000 Euro-Spende einer Milliardärs-Familie gegeben, am Morgen darauf wurde eine schnelle Geberkonferenz beschlossen, praktisch alle Regierungschefs aus der ganzen Welt haben bereits ihre aktive Hilfe zugesichert. Alle wollen nicht nur – alle werden helfen.

Wenn man das alles so hört, dann könnte man ob all der gebotenen Anteilnahme fast gerührt sein. So viele Menschen wollen so schnell helfen. Einfach schön.

Ich empfinde es nicht wirklich als so besonders schön. Eigentlich empfinde ich das sogar eher als Verhöhnung oder tatsächlich als eine Art von Verarschung.
Es sind keine im Meer auf Hilfe wartenden Flüchtlinge, um die es sich handelt, es ist keine Volksgruppe, die ausgerottet werden soll. Es sind keine Kinder, die zu Hunderten erblinden oder an Hunger sterben müssen, weil Europa Öko-Kraftstoff tanken möchte. Es sind keine zwangsweise umgesiedelten Menschen, deren Grundstücke dem Hunger nach Öl geopfert werden, es sind keine Urwaldbewohner, deren Grundstücke dem Hunger nach Pflanzenfett geopfert werden. Es sind überhaupt keine Menschen.

Es ist eine Kirche. Notre-Dame. Eine Kirche hat gebrannt und die Welt steht Kopf. Reißt sich vor lauter angebotener Hilfeleistungen glatt einen HaxenHaxen


Eigentlich benötigt es hier keine spezielle Übersetzung... - ...sollte man zumindest meinen!

In Wahrheit findet der/die Haxen (oder noch besser: Hax'n) im wienerischen vielleicht weniger oft die Anwendung als Bezeichnung für ein Geh-Organ, denn vielmehr als Ausspruch für eine äußerst überraschende, fast schon unglaubliche Situation - was sich dann in der Wortkombination »Sakra-Haxn!« niederschlägt.
Dieser Ausspruch kann in seiner Wirkung noch durch ein angehängtes »aber auch« (=»oba a«) verstärkt werden.
aus.
Auch wenn es niemand so sehen mag: Ich meine, verglichen mit den Reaktionen auf all die wirklichen Probleme unserer Welt wirkt das fast ein bisserlbisserl


»a bisserl« = weniger. Noch ein wenig weniger, als wenig.

Am wenigsten wäre dann ein »E u z e r l«.

Aber das ist dann schon so wenig, dass es - jetzt rein in Bezug auf die Menge - fast mit dem »Lecherlschas« in Konkurrenz tritt.
peinlich...

3 Kommentare


(C) mArtin, im Mai 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


Da einige meiner Texte ohnehin bereits an anderer Stelle verwendet wurden/werden, dürfen sie also unter Angabe der Quelle auszugsweise verwendet werden. Bitte aber den passenden Link zum entsprechenden Beitrag im Rahmen der Zitat-Kennzeichnung kopieren und einfügen. Denn irgendwann möchte ich auch reich und berühmt werden. Oder auch nicht. Herzlichen Dank und weiterhin viel (Lese-)Freude!