Freitag, 13. Jänner 18:10
Heute war ich beim Hören der Nachichten wirklich schockiert. Aber der Reihe nach.

Natürlich folgt die Natur immer ihren eigenen Regeln. Zu diesen gehört allerdings auch der Zufall. Das ist Fakt. Meine sexuelle Orientierung ist zum Beispiel in den größten Teilen genau solch ein Zufall der Natur. Dass ich ein Mann bin, der sich in seinem männlichen Körper recht wohl fühlt und diesen auch nicht wechseln möchte, ist Zufall. Dass ich als Mann auf Frauen stehe, ist Zufall. Dass ich gerne Frauen mag, die über 40 sind, ist Zufall. Dass ich also in weiten Teilen meiner sexuellen Orientierung einem Bild entspreche, das in vielen Religionen gepredigt, von rechten Parteien verherrlicht und von weiten Teilen der Bevölkerung als normal angesehen wird, ist tatsächlich: reiner Zufall! Es hätte genauso gut alles ganz anders kommen können – was nämlich in Wirklichkeit auch sehr oft geschieht. Unsere wahre Normalität ist also tatsächlich wesentlich diverser, als man sich das vorstellen kann.

Und jetzt zu der für mich schockierenden Nachricht. Es ist jene über den Schauspieler Florian Teichtmeister. Er wird vermutlich in Kürze vor Gericht stehen wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material. In seiner Wohnung wurden laut ORF über 50.000 explizite Bilder gefunden, es gab eineinhalb Jahre lange Ermittlungen, er selbst bekennt sich schuldig.

Für mich ein ziemlicher Schock. Warum? Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, mir sind nur seine schauspielerischen Leistungen zu einem Teil bekannt – und da wirkt er auf mich sehr sympathisch. Da kann man sich so etwas einfach nicht vorstellen. Und im Netz kann man schon alle möglichen Kommentare dazu finden. Einige davon nicht viel weniger schlimm als das, was er getan hat.

Und da greift genau das, was ich meine. Er selbst kann für seine sexuelle Orientierung nichts dafür. Genau wie bei mir war das bei ihm reiner Zufall. Ich hatte da großes Glück – er großes Pech. Das soll ihn jetzt nicht entlasten oder das, was er getan hat, kleinreden. Nein. Aber es gibt mir die Möglichkeit, mit der Arbeit von Florian Teichmeister anders umzugehen. Anders, als zum Beispiel der ORF oder das Burgtheater. Der ORF zeigt ab sofort nichts mehr, was auch nur irgendwie mit ihm zu tun haben könnte. Und das Burgtheater hat ihn bereits entlassen. Sein Leben ist mit dem heutigen Tag mehr oder weniger zerstört.

Es mag einige Leute geben, die das richtig und gut so finden – ich bin da vielleicht nicht ganz so Fatalist. Ja, auch wenn man sich solches Material nur ansieht, ist es zu verurteilen – schließlich werden solche Aufnahmen ja auch deshalb gemacht, weil es offenbar Nachfrage dafür gibt. Aber vor Gericht kommt er ohnehin – und wie es aussieht, ist er bereit, für seine Verfehlungen zu bezahlen. Aber jemanden dafür das ganze Leben zu nehmen, ob das eine gerechte Strafe ist? Ich weiß es nicht...

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(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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