Freitag, 10. Dezember 18:00
Alles ist relativ. Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz an dieser Stelle bereits geschrieben habe. Aber wahrscheinlich kann man das gar nicht oft genug schreiben.
Es geht wieder einmal um Amazon. Heute war eine kurze Doku auf Ö1 zu hören, wo man sich dem größten Unternehmen der Welt gewidmet hat. Dass sie versuchen, so wenig Steuern wie nur möglich zu zahlen, ist ja hinlänglich bekannt. Nur, Schuld daran trägt definitiv nicht das Unternehmen – kein Unternehmen in unserer westlichen Gesellschaft zahlt mehr Steuern als es muss. Schuld ist an diesem Umstand nur die Politik. Wenn man aus Wettbewerbsgründen keine Gesetze zusammenbringt, wo Unternehmen dort Steuern zahlen, wo sie ihre Geschäfte machen, ist man selber daran schuld.

In dem Beitrag ging es auch um die Fahrer, die für Amazon die Pakete ausliefern. Amazon hat selber keine Fahrer, sie vergeben diese Aufträge an Sub-Firmen. Jetzt denkt man natürlich, dass Amazon für diese Zustell-Tätigkeit vielleicht zu wenig bezahlt, sodass Paketboten dann eben in den Ruin getrieben werden.

Nur, so ist das gar nicht. Die Redakteurin des Beitrags hat zwei Fahrer interviewt, bei denen die Situation nicht unterschiedlicher sein könnte:

Fahrerin 1 ist bei so einer Sub-Firma angestellt. Sie ist 29 Jahre alt, macht diesen Job seit etwas mehr als zwei Jahren und ist ziemlich zufrieden damit. Sie verdient 1.700,- Netto pro Monat und ihr Paket-Rekord liegt bei 212 Pakete an einem Tag in Tulln.

Fahrer 2 fährt für eine andere Sub-Firma. Allerdings ist er dort nicht angestellt sondern muss für diese Firma als Selbstständiger fahren. Er muss die Reparaturen am Fahrzeug selber bezahlen und weiß nie, wie viel Geld er am Ende des Jahres dem Finanzamt zurückzahlen muss. Somit steht er immer unter enormen Druck und es geht sich nicht wirklich aus.

Wie also oben bemerkt, alles ist relativ. Amazon hat also schon rein prinzipiell nicht so viel Einfluss auf die Jobs der Zusteller, wie man allgemein annimmt. Fährt man für ein Unternehmen, das auf seine Mitarbeiter schaut, hat man es ganz gut. Fährt man für ein Unternehmen, das seine Leute gerne ausbeutet, hat man es schon weniger gut. Wie bei allen anderen Firmen eben auch...

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(C) mArtin, im Mai 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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