Dienstag, 12. Oktober 20:10
Heute gab es zu den Vorfällen um unsere Regierung eine Sondersitzung des Nationalrats. Diese habe ich in großen Teilen mitverfolgt und nebenbei einen Teil der Chatprotokolle (in der ungeschwärzten Version) der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftssachen und Korruption (WKStA) gelesen.

Wie soll ich mich da jetzt nur ausdrücken, wie dieses Grauen zusammenfassen?

Während der Sitzung im NR fiel auch ein Satz, der so ähnlich lautet wie: »...jeder schreibt doch SMS oder Kurznachrichten, die er im Nachhinein bereut und lieber nicht geschrieben hätte. Wer da ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.«

Ja, ich benutze ebenfalls SMS und andere Kurznachrichten-Dienste um mit verschiedensten Menschen in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Und nein, ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich nie eine Nachricht an einen anderen Menschen geschrieben habe, die auch nur ansatzweise so ekelhaft war, wie das Gros jener Nachrichten, die ich heute gelesen habe. Ja, es stimmt schon: Natürlich war ich noch nie in einer derart mächtigen Position, wo ich Entscheidungen von solcher Tragweite zu fällen hätte. Aber ist das Grund genug, um diese Verfehlungen zu erklären?

Ich kann die Enttäuschung der Menschen in unserem Land gut verstehen. Die Annahme, dass solche Skandale bei mehr oder weniger allen Parteien zu finden wären, wenn man nur lange genug danach suchen würde, ist wahrscheinlich nicht ganz abwegig. Ex-Kanzler Kurz hat mit diesem Skandal der Republik zumindest einen Bärendienst erwiesen.

Aber wir Österreicher sind solche Verhältnisse mehr oder weniger gewohnt. Korruption und Freunderlwirtschaft sind praktisch ein integrativer Bestandteil unserer Gesellschaft. Viele Dinge in unserem Leben, manchmal kleine aber auch größere, funktionieren eben so. Damit findet man sich im Lauf seines Lebens ab. Auffällig wird es immer nur dann, wenn wieder ein großer Skandal aufgedeckt wird...

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(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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