Montag, 21. September 19:20
Man kann auch heute noch wirklich schöne Geschichten lesen, die Suche danach dauert halt nur ein wenig länger.

Es passierte bei einem Triathlon in Barcelona. Dort liefen zwei Athleten gegeneinander um Platz drei dieser Veranstaltung. Triathlon, das bedeutet: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Und das alles direkt hintereinander, an einem Tag. Man darf also durchaus feststellen, dass es sich bei den Teilnehmern um absolute Profis handeln muss! Für die meisten Menschen – mich eingeschlossen – ist bereits eine dieser drei Disziplinen alleine zu viel.

Wir befinden uns also am Ende des letzten Abschnitts, 100 Meter vor dem Endziel des Marathons. Jener Sportler, der auf Platz drei liegt hat eben nur mehr diese etwa 100 Meter vor sich, der Siegesplatz mit Nummer drei ist zum Greifen nahe. Da passiert es: Er biegt falsch ab, läuft noch ein paar Meter und stolpert gegen ein Absperrgitter.

Das ist die Situation, von der viele Sportler, die sich am Ende eines Rennens am unbedankten, vierten Platz befinden, immer wieder träumen. Doch der junge Sportler, der sich nun auf dem 3. Siegerplatz befindet, wartet auf den falsch abgebogenen Läufer – bis dieser wieder zurück auf den Weg gefunden hat – gibt ihm die Hand und lässt ihn wieder vor sich. Nach dem Rennen zu seinen Gedanken gefragt meint er: »Er war die ganze Zeit vor mir, er hat es verdient.« Die Veranstalter waren von dieser ganz großen Geste so sehr beeindruckt, dass bei diesem Triathlon der generöse Viertplazierte das gleiche Preisgeld bekam, wie der Dritte.


Das ist eine Haltung, die mir sehr gefällt, die mich besonders beeindruckt. Wir wissen doch immer ganz genau, wer etwas verdient und wer nicht. Es ist eben auch sehr einfach dies zu wissen – vor allem nämlich dann, wenn man selber gar nicht beteiligt ist. Aber ein Sportler, der sein ganzes Leben lang nur aus einem einzigen Grund trainiert, nämlich um Erster zu werden, wenn so ein Sportler in dieser Art reagiert, dann zeugt dies schon von sehr hohen Moralvorstellungen. Normalerweise sieht man so etwas nur in einem eher bescheidenen Kinofilm. Und dort weiß man ja immer, dass es in der Realität ganz anders aussieht.
Tja, manchmal eben sieht es im wahren Leben doch so aus, wie im Film...


2 Kommentare


(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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