Dienstag, 30. Juni 20:00
Oben, knapp unterhalb des Gipfels meiner Tagesrunde, da hat eine Kolonie von Waldameisen einen etwa 80 cm hohen Baumstumpf übernommen und baut diesen jetzt seit etwa einer Woche aus/um.
Das heißt also, ich komme jeden Tag (wo ich diese Runde fahre) zu der Möglichkeit, Ameisen beim Arbeiten beobachten zu können.

Der Innenausbau muss schon ziemlich weit fortgeschritten sein, denn vor dem Baumstamm liegt bereits ein großer Haufen Sägespäne. Die Ameisen haben dabei unterschiedliche Aufgaben. Wie diese Organisation im Inneren funktioniert, kann ich leider nicht sagen aber auch außen sieht man, dass alles organisiert ist. Aus einem Loch an der Seite des Stammes kommt eine Ameise nach der anderen zum Vorschein und lässt ein kleines Häufchen Sägespäne aus den Beißzangen direkt vor den Stamm fallen. Drei cm unterhalb des Loches sammeln sich diese Späne an. Es scheint allerdings, dass sie dort nicht so einfach liegen bleiben dürfen. Zwei Ameisen packen wieder jeweils ein kleines Häufchen und tragen es ein paar Zentimeter hinunter zu einem größeren Haufen.

Noch interessanter ist es an der Oberseite des Stammes. Dieser ist beim Trocknen mehrmals gespalten. Aus den entstandenen Ritzen kommen immer wieder Arbeiter/Innen, die Material aus dem Inneren des Stammes heraus transportieren. Dabei habe ich unterschiedlich kluge Ameisen beobachten können:

A.) Die DodelDodel


(besser noch: »Dodl«)
Ein solcher ist prinzipiell schon ein wenig mit dem kleinen Trottel verwandt. Aber dann doch wieder nicht so ganz. Zudem beinhaltet das Wort »Dodel« auch eine gewisse Liebenswürdigkeit. Wenn Sie sich also beim nächsten Streit mit einem Wiener in Ihrer Ansprache zwischen »Dodl« und »Trottel« zu entscheiden haben, so wählen sie tunlichst den »Dodl«. So besteht die große Möglichkeit, dass für Sie der Tag beim Heurigen mit 3 Schrammeln endet. Im anderen Fall eher im AKH mit 3 Schrammen.
-Ameise.
Sie kommt aus der Ritze heraus und legt das Paket mit Sägespänen gleich dort ab, wo sie herausgekommen ist. Also direkt am Rand der Ritze. Wenn der Wind ein wenig ungünstig weht, dann bläst er das kleine Paket wieder direkt in die Ritze.

B.) Die Ameise, die bei der Arbeit mitdenkt.
Sie kommt aus der Ritze und geht noch ein paar Schritte weiter, bevor sie ihren Bauschutt fallen lässt. So fällt kaum etwas in den Gang zurück.

C.) Die kluge Ameise.
Davon habe ich nur mehr wenige gesehen – diese sind aber tatsächlich sehr klug.
Sie kommen aus der Ritze und gehen so lange in eine Richtung, bis sie an das Ende des Stammes geraten. Es scheint, sie haben bemerkt, dass man das überschüssige Material so wegwerfen kann – nämlich vom Stamm hinunter – dass es auf gar keinen Fall wieder kommen kann.

D.) Die Nobelpreis-Ameise.
Von dieser Sorte konnte ich nur zwei ausmachen.
Sie wirft ebenfalls ihre Sägespäne von der Klippe hinunter – aber jetzt kommt es: Bei ihrem Rückweg stolpert sie natürlich über jene Häufchen, die von A.) und B.) abgelegt wurden. Ohne zögern nimmt sie diese, geht wieder zum Rand des Stammes und wirft sie ebenfalls hinunter. Einfach genial!

E.) Eine Ameise in Entwicklung.
Diese sind vielleicht Kandidaten für C.) und D.) – haben aber den Bogen noch nicht ganz heraus. Sie suchen zwar eine Klippe zum Entsorgen des Mülls, finden dabei aber immer wieder den Eingang des eigenen Baus und werfen so den Dreck aktiv wieder ins Innere zurück.

Übrigens: Auf diesem Foto sieht man (etwas verschwommen) einen Typ D.) beim Entsorgen eines Grassamens...

2 Kommentare


(C) mArtin, im Mai 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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