Donnerstag, 30. April 19:40
Jetzt gäbe es die große Chance alles zu ändern. Die Politik hat es in der Hand. Es ist keine Frage, damit unsere Wirtschaft wieder funktioniert und floriert, sind Hilfen vom Staat notwendig. Viele Unternehmen sind bereits jetzt von der Corona-Krise stark geschwächt und würden ohne entsprechende Hilfe – ganz alleine aus eigener Kraft – wohl nicht mehr so richtig in die Gänge kommen. Doch wie und wem sollten wir helfen?

Liest man die Zahlen und Statistiken unseres Landes, dann ergibt sich ein relativ klares Bild: Über 99% der Betriebe in Österreich sind KMU, also kleine und mittlere Unternehmen. 87% sogar Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigte. Je nach Lesart sind bis zu 70% aller Arbeitnehmer in Österreich bei KMU beschäftigt. Diese Zahl ist aber wahrscheinlich noch etwas höher, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr viele falsche Selbstständige gibt, die hier je nach Branche normalerweise nicht dazugerechnet werden. Wie man die Zahlen auch deuten mag, die Klein- und Mittelbetriebe sind in Österreich unbestreitbar das Rückgrat unserer Wirtschaft.

Diese KMU haben allerdings ein großes Problem: Mit Maßnahmen, die den KMU helfen, kann man als Politiker nur schlecht Werbung machen.
Was ich damit meine? Ganz einfach. Wenn die Politik einem internationalen Konzern helfend unter die Arme greift, dann gibt es schnell die Schlagzeile: 15.000 Arbeitsplätze bei der Firma XYZ gerettet, Tattaaaa! Und das liest sich einfach gut, zu gut. So gut, dass bisher kaum ein Politiker widerstehen konnte. Dass dieser gerettete Konzern den anderen, den kleineren Unternehmen unter Umständen das Wasser abgräbt und deren Arbeitsplätze wackeln lässt, darüber wird nicht gesprochen.

Dass diese Konzerne teilweise auch kaum Steuern zahlen, weil jeder weltweit tätige Konzern genügend legale(!) Möglichkeiten hat, besonders große Abschreibeposten zu schaffen, darüber wird auch kaum gesprochen. Über solche Möglichkeiten verfügt aber die Firma Hansi Huber aus Grahamstätten nicht. Daher steht der Hansi Huber auch unter dauerndem Druck. Er muss seine Preise an die Preisen der unfair arbeitenden Konkurrenz angleichen und weiß dann zum Beispiel gar nicht mehr, wie er seine Mitarbeiter ordentlich entlohnen soll.

Das Problem ist also bekannt. Zudem sind es die KMU, die schnell und unbürokratisch handeln können. Ein kleines Beispiel aus der Corona-Krise: In den Niederlanden fehlt es an Beatmungsgeräten. Also setzen sich ein paar Studenten einer technischen Universität mit ein paar kleineren, in der Umgebung ansässigen Unternehmen zusammen und entwickelten in zwei Wochen ein Beatmungsgerät, welches ausschließlich aus heimisch produzierten Bauteilen herstellbar ist. Das Gerät ist fertig und steht vor der medizinischen Zulassung. Das Pendant jenes Konzerns, das derzeit eben nicht erhältlich ist, da Teile aus China nicht lieferbar sind, hatte eine Entwicklungsphase von zwei Jahren.

Ich hoffe also sehr, dass Kanzler Kurz und Vize Kogler soviel Weitblick beweisen, dass sie die Hilfe dort ansetzen werden, wo sie uns und unserer Wirtschaft am besten helfen könnte: Bei den KMUs.

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(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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