Dienstag, 03. Dezember 19:50
Was ist das?

Was auf diesem Satellitenbild ein wenig nach Science-Fiction anmutet und vielleicht an einen UFO-Landeplatz oder eine weitere Spielart der Nazca-Linien erinnern mag, ist in Wahrheit ein modernes Thermal-Kraftwerk: Das Cerro Dominador Kraftwerk in der Atacama-Wüste in Chile.

Also die Rettung unseres Planeten? Noch nicht ganz aber das Potenzial hätte es wohl. Der große Unterschied zu den bei uns in Mitteleuropa immer wieder gebauten Solar-Energie-Kraftwerken ist nämlich kein geringerer als: Es gibt in diesem Kraftwerk keine Solarpaneele! Genau jene Bauteile, die Sonnenenergie in elektrische Spannung umwandeln, sind nämlich gar nicht so sehr die Lösung, wie vielmehr ein weiteres Problem. Die Herstellung von Solarpaneelen ist extrem energieaufwändig, benötigt spezielle, rare Grundstoffe und die Paneele sind nur begrenzt haltbar und damit ebenso auch nur begrenzt leistungsfähig. Die Nachhaltigkeit von Solarpaneelen ist damit – zumindest derzeit noch – ziemlich fraglich.

Im Cerro Dominador wird auf eine andere, viel einfachere Art der Energieumwandlung gesetzt. Vom Prinzip her wird eine Flüssigkeit durch die Energie der Sonne so stark erhitzt, dass man damit Dampfturbinen betreiben kann. Damit entspricht das Kraftwerk ganz und gar dem Leitspruch: »keep it simple!«, denn die streng geometrische Form, die auf dem Satellitenbild zu sehen ist, wird von Hunderten von sehr rubusten Spiegeln erzeugt, die auf einen Punkt am 240 Meter hohen Turm in der Mitte der Spiegel fokussiert sind. Dort wird eine Salzlösung auf über 600 Grad erhitzt, mit deren Hilfe dann über Wärmetauscher der Dampf für die Turbinen erzeugt werden kann. Im Prinzip also ein etwas größerer Solar-Wasserkocher. Nach dem endgültigen Ausbau soll damit eine Leistung von 210 Megawatt erzeugt werden können. Nur zum Größenvergleich: Das ist ziemlich genau die Leistung vom Kraftwerk Kaprun. Mit dem kleinen Unterschied, dass diese Leistung nicht nur dann vorliegt, wenn genug Wasser im Pumpspeicher vorhanden ist, sondern Tag für Tag – denn etwas, was es in der Atacama-Wüste so gibt, wie nirgendwo auf der Welt, ist: unendlicher Sonnenschein ohne jede Unterbrechung. Und übrigens auch Nacht für Nacht, da das Kraftwerk einen Teil der Salzlake für den Betrieb in der Nacht speichert.

Einfach genial – genial einfach! Warum also hilft nicht bereits die ganze Welt mit, um mit solchen Kraftwerken in den ansonsten eher unwirtlichen Hitzezonen der Welt wichtige Zeichen zu setzen?
Das ist Politik und kein normaler Mensch wird verstehen, warum das so ist. Da sind derart viele Interessen von so unterschiedlichen Branchen und Ländern zu beachten, dass einem wahrscheinlich ziemlich schwindlich werden kann, will man dafür nähere Gründe erfahren.
Fakt ist, dass es funktioniert. Mehr oder weniger ohne speziellem High-Tec. Weltweit existieren vielleicht 30 Kraftwerke dieser Art, die meisten allerdings wesentlich kleiner als Cerro Dominador – also nicht einmal der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Speziell, wenn man ins Treffen führt, dass es ganz einfach keine größere, externe Energiequelle auf unserer Erde gibt, als die Sonne. Wissenschaftler haben übrigens berechnet, dass eine mit solchen Kraftwerken verbaute Fläche in der Atacama von 400 x 400 km bereits genügen würde, um den kompletten Energiebedarf für die ganze Welt herzustellen (und z. B. als Wasserstoff in die jeweiligen Länder zu transportieren)...

2 Kommentare


(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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