Mittwoch, 21. August 20:00
Schon vor vielen Jahren habe ich mich von den hiesigen Radiosendern mehr und mehr abgewendet, bis ich schlussendlich – vermutlich aus einer Art Enttäuschung heraus – gänzlich damit aufgehört habe, überhaupt Radio zu hören. Tatsächlich ist auch mein Interesse an neuer Musik immer mehr verschwunden und schließlich gänzlich erlahmt.

Diesbezüglich kann ich ein wenig aufatmen, denn: nicht alles am/im Internet ist schlecht. Genau das, was mir der Sender Ö3 vor 35 Jahren bieten konnte, können (und machen auch) jetzt Internet-Radios. Viele tausend verschiedene Kanäle bieten mir genau das, was der große österreichische Radiosender damals bot: Sie öffnen das Fenster zu neuer Musik. Damit meine ich nicht jene Musik, die neu auf den Markt kommt, sondern solche Titel, die ich einfach noch nicht kenne. Ich kenne sie nicht, weil sie mir niemand vorstellt, weil sie nicht groß vermarktet werden, weil sie aus einer Sparte sind, die nicht dem Mainstream entsprechen und damit auch niemals im terrestrischen Radio vorkommen.

Das, was vor 35 Jahren der Sender Ö3 – der damals noch kein Formatradio war, welches andauernd die gleichen 100 Hits spielt – mit der Sendung »Hardrock für Fans« leistete, das erledigt nun für mich Richard Carabine vom JAZZ LONDON RADIO. Er hat einen MA of Education, ist angestellt bei der Birkbeck University of London und hilft dort den Studenten. Privat steht auf Blues und Rock und macht im Internet-Radio eine Sendung darüber.

In der August-Ausgabe seiner Sendung habe ich einen Titel gehört, der mich ziemlich aufhören ließ. Es war ganz sicher keine Liebe auf den ersten Blick (besser: den ersten Ton), es hat schon zwei, drei Anläufe gebraucht, bis ich sagen konnte: »Hey, ich bin echt begeistert!«

Die Musiker sind die »Balkun Brothers«, ein Brüderpaar (plus einem dritten Musiker) aus den USA (Hartford, Connecticut, in der Nähe von NY) – sie spielen ziemlich harten Blues und ihr Stil ist – zurückhaltend ausgedrückt – relativ eigenwillig. Was mir daran so gefällt, ist die Tatsache, dass es auf der Aufnahme nur Naturinstrumente gibt. Steve spielt eine selber geschnitzte Gitarre nach Dobro-Art, alleine das macht es für mich schon interessant.

Wer also Lust auf etwas gänzlich anderes hat – und dabei auch musikalisches Handwerk schätzt, der kann ja eventuell einmal »Got My Boots On« von den Balkun Brothers probieren.
Aber Achtung: Wie gesagt, so viele Freunde hat solche Musik nicht. Ins Netz gestellt wurde der Titel vor ziemlich genau vier Jahren – und bis jetzt haben ihn knapp 300 Leute angesehen.
Ist ja fast wie bei mir...

2 Kommentare


(C) mArtin, im Mai 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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