Dienstag, 24. April 19:10
Jemand hat wieder einen Bock geschossen. Einen ziemlich kapitalen noch dazu...

Egal, zu welcher Tageszeit ich welchen Sender auch immer von meinem Weltweit-Internet-Radio aufdrehe, ich kann mir darüber sicher sein, dass ich in den darauffolgenden 15 bis 20 Minuten irgendeinen Beitrag zum Thema Religion höre. Ein Umstand, der mir schon längere Zeit ziemlich auf die Nerven geht. Dabei ist es gleich, ob ich zu jüdischen, katholischen, moslemischen oder anderen Belangen etwas erfahren soll, es gehen mir alle Berichte mit religiösen Inhalten gleichermaßen auf den Zeiger.

Dass ich nicht missverstanden werde: Ich verachte Religion nicht! Nein, ich habe nur ganz allgemein eine völlig andere Einstellung zu dem Thema. Für mich ist Religion absolute Privat-Sache. Es geht niemanden etwas an, ob, wann, warum, wie und zu wem ich eigentlich bete – so ich das überhaupt tue. Wenn ich zum Beispiel – so wie heute – am Ziel meiner Tages-Ausfahrt am Gipfel des Berges sitze, dann weiß ich sehr wohl, dass wir garantiert nicht alleine auf der Welt sind, dass wir auch sicher nicht den absoluten Höhepunkt der Schöpfung darstellen und dass da wirklich noch etwas Größeres ist, was niemand beschreiben kann und vielleicht auch nicht versuchen sollte. Aber das alles gehört in diesem Moment nur mir alleine und ich lasse mir von niemanden sagen, wie ich mich dann zu verhalten hätte. Meine Religion geht niemanden etwas an. Meine Religion gehört mir.

Und so denke ich auch über Deine Religion. Deine Religion geht mich nichts an! Jeder kann, darf und soll seine eigene Religion haben und ausleben. Punkt. Wenn das Ausleben der Religion allerdings bedeutet, dass man andere Menschen damit belästigen soll, dann ist meiner Meinung nach eine gewisse Grenze erreicht. Was mich sogar schon als Kind von Religion abgestoßen hat, war der Punkt der Missionierung. Ich konnte es damals nicht so richtig verstehen, dass man diese Männer als toll betrachtet und bewundert hat, die in den tiefsten Urwäldern von Afrika den Einheimischen deren Glauben an ganz wunderbare Naturgeister genommen und den mitgebrachten, katholischen Glauben aufgezwungen haben. Heute – in meinem Alter – da weiß ich etwas mehr... und jetzt kann ich es noch weniger verstehen. Wenn jemand glaubt, dass er recht hat, weil es so in einer Bibel oder einem anderen Werk des Glaubens steht, dann ist er nicht ganz koscher. Es ist immer noch Glauben. Und »glauben« hieß noch nie »wissen«...

Jetzt rate mal, wer denn heute so einen enormen religiösen Bock geschossen hat? Nein, weder jüdische, noch moslemische oder katholische Gelehrte haben da etwas vor sich hin gebrabbelt, die Landespolitik eines süddeutschen Bundeslandes hat die eigene Bayern-Sharia um ein religiöses Detail erweitert:

Ab Juni muss nach einem Beschluss des Landeskabinetts in Bayern in jeder Behörde ein Kreuz hängen!
Zitat: »Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes im Freistaat ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns deutlich wahrnehmbar ein Kreuz als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland anzubringen.«

Danke. Jetzt is' ma schlecht...

PS: Dieses Bild (Quelle: Spiegel) vom neuen LH Söder finde ich in diesem Zusammenhang übrigens sehr gelungen...!

2 Kommentare


(C) mArtin, im Mai 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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