Donnerstag, 25. August 19:10
Es war am vergangenen Sonntag, so kurz vor acht Uhr in der Früh. Eigentlich habe ich auf die Nachrichten in Ö1 gewartet, als es seltsam wurde. Der Audio-Stream begann völlig willkürlich zwischen verschiedenen Stellen im Programm zu springen. Dachte ich. Daher: Programm beenden, nochmals starten – und: alles blieb gleich. Also stoppte ich das Programm komplett und schaltete den Radio ein. Die große Überraschung: Mein Rechner oder mein Programm hatten gar keinen Fehler. Der Fehler lag viel mehr bei Ö1, also im Funkhaus. Da wurden Signations mehrere Male hintereinander angespielt und gleich wieder gestoppt. Verschiedene Beiträge zu abstrusen Themen wurden gestartet und gestoppt. »Die Nachrichten.« Stille. »Die Nachrichten.« »Die Nach« Stille. Wieder Signations. Alles vollkommen durcheinander, nur eines hörte man nicht: eine Stimme. Eine menschliche, erklärende und damit: erlösende Stimme.

Die Szenerie war in der Tat recht seltsam, ich möchte fast sagen: spooky. Ich fühlte mich ein wenig wie in »I Am Legend«, wenn Onkel Will beim Frühstück die eine Radiostation hört, bei der das Endlosband läuft, da es ja keinen Menschen mehr gibt, welcher die Station betreuen könnte. Ich wußte jetzt ein bisserlbisserl


»a bisserl« = weniger. Noch ein wenig weniger, als wenig.

Am wenigsten wäre dann ein »E u z e r l«.

Aber das ist dann schon so wenig, dass es - jetzt rein in Bezug auf die Menge - fast mit dem »Lecherlschas« in Konkurrenz tritt.
, wie man sich als letzter Mensch auf Erden fühlen könnte. Die Situation dauerte ziemlich lange an, also schrieb ich bei Fäsbuck in den Ö1-Account: »Durch die letzten 10 Minuten Sendezeit doch ziemlich verwirrt gestatte ich mir die Frage: „Ist alles OK?“« Der Eintrag wurde bei FB allerdings nicht durch Ö1 freigeschalten.

Gestern erhalte ich von Fäsbuck eine Email, dass Ö1 doch geantwortet hätte. Aha! Ich schaue also nach und finde eine sehr freundliche und vor allem unglaublich detailreiche Antwort auf die Vorfälle vom Sonntag. Damit ist eigentlich alles geklärt – nur einen kleinen Schönheitsfehler hat die Aktion. Diese vorzügliche Antwort von Ö1 kommt lediglich privat an mich – auf der FB-Seite von Ö1 wird ihre »Ausstrahlung« unterdrückt.

Einerseits freut es mich natürlich schon ein wenig, dass die ehrenwerten Leute von Ö1 mich als Konsumenten auf Augenhöhe betrachten und mir die Situation so ehrlich und genau schildern. Von den meisten Unternehmen wäre man vielleicht eher auf eine Antwort nach dem Schema: »Alles OK!! Und wenn's Ihnen nicht passt, dann hören's halt Radio Arabella!« gefasst.

Andererseits finde ich es schade, dass Ö1 diese Antwort nicht öffentlich gibt. OK, sie haben eine Quote von etwa 5% und Sonntag-Morgen um Acht vermutlich noch ein wenig geringer, aber sicher ist dies mehreren Leuten aufgefallen, die ebenfalls ein Interesse an einer Aufklärung hätten. Und schließlich ist dies überhaupt kein Fehler, für den man sich schämen muss! Wer einmal im Studio bei einer Sendung vergessen hat, das Mikro nach der Anmoderation auszuschalten und danach drei Mal deutlich: »Scheiße, Scheiße,... SCHEISSE!!« geschrien hat, der weiß, wofür man sich zu schämen hat. (Und selbst da hat mein Chef gelacht...).

Also, warum wird diese freundliche und höchst kompetente Erklärung nicht allen Hörern gegeben?
Weil man vielleicht sogar bei Ö1 nach dem Turbo-Kapitalismus-Leitsatz handelt: »Wer keine Fehler zugibt, der macht auch keine!«...?! Nein, das möchte ich jetzt aber bitte nicht glauben!

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(C) mArtin, im Mai 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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