Dienstag, 12. Juli 19:00
Wir neigen ziemlich stark dazu, uns einzureden, dass wir selber entscheiden können, was wir mögen und was nicht – und dass wir immer ganz alleine die Entscheidungshoheit darüber haben. Diese Annahme ist ziemlicher Schrott, davon bin ich schon länger überzeugt. Einen passenden Beweis dafür habe ich – in einem unbeabsichtigten Selbstversuch über einige Jahre hinweg – am eigenen Körper (eher: Geist) erfahren dürfen.

Sehr oft, wenn Ö1 Musik sendet, halte ich das nicht wirklich aus. Wie bereits erwähnt, höre ich nicht so gerne Musik – und mit klassischer Musik habe ich teilweise noch größere Schwierigkeiten. Ich möchte mich hier ungern als Banause outen, aber bei mancher Art von klassischer Musik kommt mir schon das Wort »Gedudel« in den Sinn. Also bin ich vor Jahren dazu übergegangen, in diesen Phasen einen anderen Sender zu hören. Die Wahl fiel damals eher zufällig auf NDR-Info. Es war eben das erste reine Inforadio bei meiner Suche im Netz und das Programm des Senders hat mir auf Anhieb gefallen – und seien wir kurz mal ehrlich: Alle wirklich wichtigen politischen Themen sind ohnehin nie rein nationale Themen. Man ist also mit so manchem ausländischen Sender bestens bedient. Und so höre ich täglich zwischen 1-2 Stunden NDR-Info.

Sandra ist es schon vor längerer Zeit aufgefallen – mir erst gegen Ende der Fussball-EM: Aus mir ist tatsächlich ein kleiner Biffge-Freund geworden. Natürlich habe auch ich früher die typischen kleinen Witze über die Deutschen gemacht (die von ihnen genauso über uns gemacht werden) und ich habe die Biffge nicht wirklich mögen. Aber Sandra hat mich schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass ich ab und an seltsame Worte verwenden würde, die so sicher nur von Deutschen verwendet würden. Den endgültigen Beweis bekam ich auf Fäsbuck: Ich war anscheinend der einzige Österreicher, der über das Ausscheiden der deutschen Mannschaft gegen Frankreich ein wenig enttäuscht war.

NDR-Info hat mich also tatsächlich ein bisserlbisserl


»a bisserl« = weniger. Noch ein wenig weniger, als wenig.

Am wenigsten wäre dann ein »E u z e r l«.

Aber das ist dann schon so wenig, dass es - jetzt rein in Bezug auf die Menge - fast mit dem »Lecherlschas« in Konkurrenz tritt.
zum Deutschen-Freund gemacht. Ich vermute nicht, dass dies Absicht des Senders war oder ist, aber immerhin.
Bleibt nur noch die Frage: Was würde mit mir geschehen, würde ich die gleiche Zeit lang Ö3 oder Radio Arabella hören?

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(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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