Ein »neuer« Monitor um € 5,28 – geht das?

(Ein Erlebnis-Aufsatz von mArtin)

Sicher ein Lockangebot mit darin verborgenem Hund, oder doch nicht?

Ob es die »geplante Obsoleszenz« nun tatsächlich gibt oder nicht (ich sage »ja«, trage aber auch gerne eine Kappe aus Stanniolpapier), elektronische Geräte werden immer wieder – und das oft schon nach bedenklich kurzer Betriebszeit – kaputt. Dabei ist für mich doch einigermaßen auffallend, dass praktisch alle diese Geräte den exakt gleichen Fehler haben. Ein Fehler, der vergleichsweise leicht und schnell zu beheben ist: Die ELKOs sind i. A.

Was Elektrolytkondensatoren genau sind und machen, versuche ich besser gar nicht zu erklären, denn ich bin kein Elektrotechniker – ich kann nur verschiedene Bauteile voneinander unterscheiden und halbwegs brauchbar mit dem Lötkolben umgehen.

Daher bekomme ich auch von allen möglichen Freunden und Bekannten allerlei defekte Geräte überlassen, um damit etwas anzufangen. Und tatsächlich gelingt es mir, etwa 80% dieser unterschiedlichsten Geräte mit exakt der gleichen und einfachen Methode zu reparieren: die ELKOs austauschen.

Mein heutiges Gerät (ein hübscher Fujitsu-Siemens Scaleoview D22W-1 – endlich ein großer Monitor für den Office-Rechner!) lässt sich zwar einschalten, die blaue Betriebs-LED blinkt jedoch nur kurz auf, dann knackt es leise und der Monitor ist komplett tot. Ein untrügliches Zeichen!

Also: Monitor zerlegen (das Top-Werkzeug für »zusammengeklippte Gehäuse: die Spachtel – damit geht es sehr einfach und ohne die hässlichen »Wunden« im Kunststoff, die z.B. ein Schraubenzieher hinterlässt)...

...und Hauptplatine ausbauen.

Und siehe da: gleich der erste Blick verrät, dass ich auch diesmal recht haben könnte. Drei ELKOs sehen schon ziemlich ausgebeult und ein wenig angebräunt aus der Wäsche.

Daher die Werte aller ELKOs notieren (jeweils µF und V) und auflisten. »Alle ELKOs« deshalb, weil nach wenigen Wochen bereits der nächste seinen Dienst aufgeben könnte. Mit der Liste in den Webshop meiner Wahl und die Bestellung absetzen. 5,28 Euro sind ja »eine Okassion«, wie der Wiener zu sagen pflegt. Direkt zum »Onkel Conrad(s)« hingehen nutzt nix, weil die nie alle Teile lagernd haben. Aber immerhin kann man sich dort die Teile in die Filiale liefern lassen und spart so die Portokosten, die immerhin mehr ausmachen, als die Bauteile selbst.

Fünf Tage später ist alles da, es braucht nur noch den Lötkolben, Lötpaste, Elektronik-Zinn, Zange, Taschenlampe, (eine Lesebrille) und los geht’s.

Da wird gelötet und es ist – ich muss es zugeben – manchmal ein bisserl eine Futzelei. Daher auch die Taschenlampe, weil manches wirklich so klein und eng nebeneinandersitzt, dass man schon sehr genau schauen muss.

Nach etwa 40 Minuten sieht die Platine dann so aus. Alle ELKOs sind neu (bis auf den Leistungs-ELKO, der war mir doch ein wenig zu stressig). Die Bauteile für einen ersten Kurztest zusammenschließen und den Netzstecker hinein.

Die blaue LED leuchtet auf und wird nach etwa drei Sekunden orange, was sie dann auch bleibt: HURRA, der Monitor ist in »Standby«! Im Prinzip kann jetzt nichts mehr schiefgehen. Also baue ich den Monitor komplett zusammen, stelle ihn auf den Schreibtisch, schließe ihn an und...

OK...
Ein »nagelneuer« Fujitsu-Siemens Scaleoview D22W-1 (NP € 280,-) um € 5,28.
SuperGeilo – Danke!

Sicher mögen einige Leute einwenden, dass dies ein ziemlicher Zeitaufwand sei, solch einen Monitor zu reparieren. Und dass ein »wirklich« neuer Monitor sowieso »nicht die Welt« kosten würde.

»Jo eh...«, aber:

  1. Macht es mir wirklich Freude, so etwas zu tun.
  2. Ist es für Umwelt und Ökobilanz nicht unbedingt schlecht, so etwas zu tun.
  3. Ist es mit dem Basteln wie mit dem Kochen: Was man selber zubereitet, schmeckt acht- bis zehnmal so gut!
  4. Macht es mir wirklich große Freude, so etwas zu tun...
  5. Wie viele Stunden musst Du – u. U. in einer grauslichen Hacken – arbeiten, um einen Monitor um 280,- Euro kaufen zu können?

Danke für Deine Aufmerksamkeit und liebe Grüße

mArtin (2017)

PS: Nein, das ist kein Hintergrundbild von WIN XP, sondern ein Foto vom Blick auf die »Sopherl«...
PPS: Ja, das ist der Jimi neben dem Monitor...

mats.at