Montag, 22. November 20:20
In den Passagen, einer Sendung auf Ö1 war heute wieder Dr. Musalek zu Gast. Ich höre seine Ausführungen sehr gerne, er hat eine Art, Dinge recht unprätentiös auf den Punkt zu bringen – und das schätze ich sehr. Unter anderem handelte das heutige Gespräch davon, wie sehr in unseren Breiten sogenanntes Doping auch bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen ist. Aber davon möchte ich gar nicht reden/schreiben, viel mehr hat mich Prof. Dr. Michael Musalek mit einigen seiner Aussagen ziemlich geplättet. Es geht um drei Begriffe, die heute in Wahrheit in aller Munde sind. Oftmals verwendet man sie, ohne viel darüber nachzudenken, was sie bedeuten – zugegeben, auch ich tue das. Aber nur bis Heute. Herr Musalek hat mir da die nachhaltig Augen geöffnet.

Die drei Begriffe sind: Leistungsgesellschaft, Informationsgesellschaft und Genussgesellschaft.
Alle drei Begriffe sind in meiner Welt eher negativ besetzt. Daher verwende ich sie auch nicht unbedingt oft. Doch wenn ich sie verwendet habe, habe ich eigentlich nie darüber nachgedacht, was sie tatsächlich bedeuten. Natürlich kennt man die Bedeutung der Worte oder glaubt sie zu kennen – aber Musalek hat da einiges berichtigt, was meiner Meinung nach unbedingt berichtigt gehört.

1.) Die Leistungsgesellschaft. Es heißt ja immer wieder, wir würden in einer solchen Leben und es gäbe daher auch echte Leistungsträger. Leistung müsse sich unbedingt auszahlen, usw. usf.
Die Wahrheit ist doch vielmehr: Es ist keine Leistungsgesellschaft, in der wir leben, sondern eine Erfolgsgesellschaft. Denn es zählt ja auch nicht die Leistung sondern nur der Erfolg. Wäre die Leistungsgesellschaft Tatsache, dann gäbe es wohl kaum PflegerInnen, die von ihrem Gehalt nur schlecht leben können und RaumpflegerInnen würden auch nicht am unteren Ende unserer bizarren Werteskala rangieren. Investmentbanker oder Immo-Haie würden dann zu Dutzenden unter den Brücken leben – deren Leistung besteht ja mehr oder weniger ausschließlich darin, das eigene Geld zu vermehren.

2.) Die Informationsgesellschaft. Laut Prof. Musalek leben wir viel mehr in einer Art Infotainment-Gesellschaft denn in einer Informationsgesellschaft. Und recht hat er. Schon lange fühle ich mich durch die Medien, die mich doch eigentlich eher informieren sollten, gestört und belästigt. Information ist von einem Gut, welches uns doch eigentlich informieren soll, zu einer Sache verkommen, die eher im Marketing angesiedelt ist.

3.) Die Genussgesellschaft. Auch hier hat er ein vernichtendes Urteil für die Verwendung dieses Begriffs. Es ist gar keine Genussgesellschaft, es ist viel mehr eine Spaßgesellschaft, in der wir leben. Und auch da bin ich sehr geneigt, ihm vollkommen Recht zu geben.

Drei Begriffe in einer Radiosendung zerlegt und vernichtet, dafür gebührt dem Herrn Prof. Musalek meine ehrliche Hochachtung. Chapeau!

3 Kommentare


(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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