Mittwoch, 05. Mai 18:40
Der kleine Elektrotechniker oder auch: »Wenn das Messergebnis nicht das hergibt, was man gerne sehen möchte...«

Ich brauche im Studio eine zweite Tastatur. Also eine Klavier-Tastatur, nicht eine zum Schreiben. Meine Haupt-Tastatur ist eine schwer gewichtete, das heißt, sie ist genau so schwer zu spielen, wie ein echtes Klavier. Das ist grundsätzlich eine sehr gute Sache, nur gibt es Instrumente, wo man eine leicht gewichtete Tastatur benötigt, zum Beispiel beim Spielen von Synthesizern oder Schlagzeug-Sounds. Da ist die Gewichtung ziemlich kontraproduktiv.

Ich besitze ja eine zweite Tastatur, schon vor Jahren habe ich die bei Thomann gekauft. Die würde mir auch konvenieren, nur leider habe ich kein passendes Netzgerät dafür – 9,0 Volt DC, Pluspol innen – genau das würde ich dafür benötigen. Also auf in die Werkstatt und in den Elektro-Bastel-Teilen danach gesucht. 5 Volt, 7,5 Volt, 12Volt, sogar 24 Volt – alles ist dabei, nur ein dezidierter 9,0 Volt DC-Trafo ist nicht dabei. Dann ein Schachtelboden-Fund: Ein kleines, regelbares Netzteil mit Spannungen von 3 bis 20 Volt DC. Und die Polung ist ebenfalls schaltbar.

Weil ich den Angaben auf solchen Billig-Teilen grundsätzlich nicht traue, messe ich nach: Ja, es stimmt, der Schalter für die Polung funktioniert. Aber leider liefert das Netzteil in jeder Stellung des Spannungsschalters 21,2 Volt.
Also zerlege ich den Trafo, löte alle Punkte auf der Platine nach, putze die Platine und Kontakte, baue das Teil wieder zusammen und messe nach: Passt! Von 3,5 bis 21,2 Volt ist alles dabei – auch die von mir gewünschten 9,0 Volt.

Ich zerlege den Trafo also erneut, da ich jetzt den richtigen Gerätestecker einbauen muss. Der Stecker ist schnell gefunden, passend angelötet und das Gehäuse wieder verschraubt.
Und weil ich mir ja nicht so ganz traue, messe ich wieder nach: Geh bitte...! Abermals zeigt das Messgerät in jeder Stellung des Spannungsschalters 21,2 Volt. Mist!

Ein paar Mal habe ich das Teil zerlegt, geputzt, angeschaut, zusammengebaut – was auch immer ich versucht habe... 21,2 Volt!
Beim allerletzten Zerlegen kam endlich die Erleuchtung! Mit dem Schraubenzieher kam ich zufällig auf zwei Lötpunkten an – ein kleiner Blitz ließ mich kurz aufschrecken. Wie das? Der Trafo war ja selbstverständlich gar nicht eingesteckt?!

Dabei ist die Lösung so einfach: Für den Gleichrichter ist auch ein Kondensator im Gerät verbaut. Und dieser ist natürlich für so eine kleine Last, die beim Messen entsteht, viel zu groß – d. h. wenn einmal 21,2 Volt gewählt sind und keine echte Last am Trafo hängt, dann wird man bei jeder Stellung des Wahlschalters 21,2 Volt messen. So lange, bis eine echte Last angeschlossen wird – eh klar!

Also einfach den Trafo zusammengebaut, angesteckt und... spielt auch schon!

Ach ja: Die Freude des kleinen Mannes in solchen Zeiten...

6 Kommentare


(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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