Montag, 05. Oktober 19:10
Die Pandemie in Österreich ist um eine neue Geschichte bereichert worden: Heute hat eine Tiroler Seilbahngesellschaft aus dem Skigebiet Axamer Lizum ein seltsam anmutendes Ansuchen an die Behörden gerichtet. Sie bitten darin, »von der Betriebspflicht befreit zu werden«. Der Hintergrund: Eine Seilbahn – selbst in einem Skigebiet – ist in Österreich grundsätzlich ein öffentliches Verkehrsmittel. Und eine Genehmigung für ein solches erhält man eben nur unter der Voraussetzung, dass man dasselbe dann auch zu den dafür vorgesehenen Zeiten betreibt. Da nun aber Reisewarnungen für Österreich bestehen und diverse andere Einschränkungen aufgrund der Corona-Krise bereits beschlossen oder zumindest im Gespräch sind, fürchten die tourismusabhängigen Betriebe im ganzen Land nun das Fernbleiben von ausländischen Touristen und damit: um ihre Einnahmen.

Es ist dies meiner Meinung nach lediglich ein versteckter – und damit leicht plumper – Versuch, an diverse staatliche Förderungen und/oder Unterstützungen zu kommen. Drohungen, ob sie nun möglicherweise zu rettende Arbeitsplätze oder andere wirtschaftliche Situationen betreffen, sind ja an der Tagesordnung. Jeder möchte seine Schäfchen im Trockenen wissen.

Dem Einen mag das legitim erscheinen. Dem Anderen eher weniger. Zwischen den Öffis einer Stadt und den Seilbahnanlagen in einem Schigebiet ist ja doch noch ein gewisser Unterschied. Das eine ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Lebens von Tausenden Menschen, das andere befördert, wenn man es leicht zugespitzt betrachtet, lediglich Menschen ins sportliche Freizeitvergnügen oder zur Hütten-Gaudi.

Dass Menschen vom Tourismus abhängig sind, ist richtig. Da wäre es dann vielleicht an der Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, in welcher Form diese Abhängigkeiten bestehen und ob man diese nicht auch anders gestalten könnte. Ob eben zum Beispiel Skiorte wie Ischgl überhaupt eine Zukunft haben müssen? Ob es da nicht sinnvoller erscheint, andere Formen des (Winter-)Tourismus zu fördern?

Ein Aspekt ganz am Rande: Was der Seilbahnbetreiber wahrscheinlich nicht bedacht hat: Die letzten Gäste, auf die man in diesem Winter noch wirklich zählen hätte können, nämlich die Österreicher, die wissen jetzt, dass es nicht ratsam ist, jetzt einen Winterurlaub zu buchen, denn immerhin könnte ja sein, dass dann im gebuchten Ort gar keine Seilbahnen mehr fahren.

Also lieber später buchen.
Oder auch gar nicht...


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(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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