Mittwoch, 23. September 19:50
Ich trinke – wenn ich meinen Konsum komplett überschlage – etwa zwei bis drei Flaschen Wein (und vielleicht eine knappe Kiste Bier) pro Jahr. Es entspräche also der Wahrheit, würde jemand behaupten wollen, ich kenne mich bei Wein nicht wirklich aus. Ich weiß lediglich, dass allgemein behauptet wird, seit dem großen Wein-Skandal in Österreich im vorigen Jahrtausend würde hierzulande mehr Qualität denn Quantität produziert.

In einem Mittagsjournal der letzten Woche habe ich dann eine Meldung gehört, die mich nachdenklich gemacht hat: Aufgrund der Covid-19-Krise bleiben in den letzten sechs Monaten den Wirten die Gäste mehr oder weniger aus. Damit verkaufen sie wesentlich weniger Wein als sonst üblich. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Weinbauern ebenso Absatzprobleme haben – sie können ihren Wein nicht verkaufen. Damit ergibt sich allerdings ein weiteres Problem: Die Lager der Weinbauern sind voll und blockieren so die heurige Ernte.

Hier setzt mein Wissen oder vielmehr Nichtwissen zum Thema ein: Es ist doch mit dem Wein so, dass er immer wertvoller wird, je älter er ist? Eine lange Lagerung kann einem Wein doch eher nicht schaden, oder?

Weiter im Text der Nachricht. Die Regierung hat bei den Weinbauern angefragt und angeboten, denen ihren nicht verkauften Wein abzunehmen um ihn zu destillieren und daraus Desinfektionsmittel zu machen, da man dies derzeit eindeutig mehr benötigt als einen Doppler Grünen Veltliner. Eigentlich eine gute Idee und viele Weinbauern haben das Angebot tatsächlich angenommen.

Mir aber hat das keine Ruhe gelassen.
Wenn also viele Weinbauern froh darüber sind, dass sie endlich den alten Wein los sind und die neue Ernte einfahren und keltern können – dann ist deren Wein doch nicht so gut, wie von mir angenommen?
»Wirklich lagern lässt sich nur Qualitätswein«, höre ich einen Weinbauverantwortlichen sagen – und im gleichen Satz betont er auch noch, dass er froh über sein jetzt leeres Lager ist. Wenn ich mich also nicht täusche, hat der somit ganz klar zugegeben, dass er keinen Qualitätswein produziert.

Ein Tipp von mir für alle Weinkenner: Wenn Dir in den nächsten Jahren bei einem Wein-Einkauf eine günstige Flasche aus dem Jahr 2020 begegnen sollte, dann schlag sofort zu! Denn das ist das Jahr, in dem der ganze Schrott-Wein eingestampft und zu Desinfektionsmittel verarbeitet wurde. Was da überbleibt, kann nur mehr Qualität sein...


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(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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