Mittwoch, 13. Mai 19:40
Immer wieder gibt es Nachrichten darüber, dass Kunstwerke restituiert werden. Grundsätzlich, und das möchte ich hier ausdrücklich betonen, ist dies eine gute Sache.
Was bedeutet das eigentlich?

Bei der Restitution eines Kunstwerks geschieht nichts anderes, als dass die/der ursprüngliche Inhaber/in eines solchen festgestellt wird und ihr/ihm – oder falls diese/r nicht mehr am Leben ist, ihren/seinen Nachfahren – das Kunstwerk zurückgegeben wird. Also eine löbliche und in jedem Fall keine einfache Aufgabe. Für solche Verfahren gibt es eigene Kunstsachverständige, welche die ursprünglichen Besitzer der Kunstwerke in speziellen und aufwändigen Verfahren feststellen, dies nennt man auch Provenienzforschung.

In einem größeren Ausmaß wurde diese Forschung vor allem in Zusammenhang mit dem Dritten Reich bekannt. NS-Größen haben sich ja reichlich an jeder möglichen Art von Kunst bedient und das oftmals unter – ich möchte es hier milde ausdrücken – sehr fragwürdigen Umständen. »Raubkunst« trifft den Nagel dabei ziemlich genau auf den Kopf.

Sowohl Österreich als auch Deutschland tun sich mit dieser Art der Forschung nicht wirklich leicht. Nur zu oft geschieht es dabei nämlich, dass ein in einem Staatsmuseum ausgestelltes Bild in den Ruf kommt, eigentlich Raubkunst zu sein. Dass solchen Rufen dann auch nachgegeben wird, also das Kunstwerk dem rechtmäßigen Besitzer wieder ausgehändigt wird, ist selbst für einen Staat eine nicht so einfache Sache.

Da es in der letzten Zeit wieder für ein paar Kunstwerke die wahren Besitzer ausgeforscht wurden, gab es diesbezüglich wieder ein paar Nachrichten – die mich nachdenklich werden ließen. Denn ist es nicht so , dass die erste Stufe von Raubkunst nicht eigentlich schon viel früher stattfindet? Wenn im 18. oder 19. Jahrhundert (oder auch schon davor) ein Künstler für seine Kunst von seinem Mäzen einen Lohn bekommen hat, der ihn für einen Monat lang das Essen bezahlen ließ – und dieses Kunstwerk von den Nachfahren dieser kunstsinnigen Familie heute bei Christies um 30 Millionen Dollar über den Ladentisch geht, ist das dann wirklich in Ordnung? Ist dann nicht die Situation des Künstlers schamlos ausgenutzt worden?

Insofern wäre ich mit dem Ausdruck Raubkunst schon wesentlich vorsichtiger. Ich glaube definitiv nicht, dass das Mäzenatentum eine rein philanthropische Angelegenheit ist. Nein, da wissen sehr viele Leute ganz genau, was sie da tun...

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(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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