Montag, 16. September 19:50
Heute, am Badestrand.
Zwei Buben (um die sechs Jahre herum) spielen am Steg. Ein Mädchen (so um die vier) kommt hinzu. Nach etwa einer halben Stunde schreien die Buben mehrmals laut auf, das Mädchen beginnt bitterlich zu weinen, eine junge Frau (vermutlich eine Mutter) eilt herbei. Die Schreie und das Weinen sind nicht von der Art, dass man denkt, es gäbe einen Notfall und man müsse helfen – aber doch so, dass man weiß, etwas ziemlich Emotionelles ist geschehen.

Was ist also los?

Die zwei Buben haben sich aus einer am Strand gefundenen Schnur, einem kleinen Ast und und einem Draht eine Angel mit Haken gebastelt. Sie haben diese ins Wasser gehängt und – es hat tatsächlich ein Fisch angebissen. Dieser etwa 12-15 Zentimeter lange Fisch liegt dann zappelnd am Steg und niemand weiß, was jetzt zu tun wäre. Die Mutter ruft den Buben an, er solle den Fisch zurück ins Wasser werfen. Der Bub antwortet: »...aber ich möchte ihn essen!«. Dann ruft die Mutter, dass er den Fisch aber auch umbringen müsse. Das kleine Mädchen weint noch lauter. Die Mutter blickt hilfesuchend in die Gegend und fragt den ersten Mann in ihrer Nähe: »... können Sie den Fisch töten?« Der Mann steht auf und geht auf den Steg. Der andere Bub, das Mädchen und die Mutter verlassen rasch den Steg. Es sind nur noch der angelnde Bub und der Mann am Steg. Beim Weggehen höre ich die Mutter zu dem kleinen Mädchen, dass sie in den Arm genommen hat, sagen: »...aber Du isst doch auch so gerne Fisch...?!!«

Ich habe den Mann genau beobachtet. Auch er konnte den Fisch nicht töten. Er hat mit dem Jungen einfach so lange geredet, bis der Fisch von alleine starb. Und ganz wohl war ihm dabei eindeutig nicht.
Der Bub war danach ganz stolz, stieg auf sein Rad und rief noch im Fahren: »...dann gibt es heute endlich einmal was gutes zum Essen...«

Ich glaube, genau solche Geschichten sind dazu gemacht, um uns vielleicht doch ein wenig zu denken zu geben.

2 Kommentare


(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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