Freitag, 30. November 20:20
Eine Sache der Kommunikation. Untertitel: (M)eine kleine Weihnachtsgeschichte.

Ich habe heute Vormittag meinen Hofer-Einkauf zu erledigen, fahre also hinunter, kette mein Rad an die Stange und sehe bereits meinen Lieblings-Ausgustin-Verkäufer, der mich schon von weitem freudig begrüßt. Wir haben einander etwa eine Woche nicht mehr gesehen, also entspinnt sich ein kleines Gespräch. Unsere Gespräche ähneln einander, es geht immer um Gesundheit, Familie und das Wetter. Zumeist auch in dieser Reihenfolge.
Gesundheitlich geht es uns beiden gut, der Familie ebenfalls, das Wetter ist – der Jahreszeit entsprechend – ziemlich kalt. Ich hadere immer noch mit meiner endgültigen Entscheidung darüber, ob er nun wirklich gut Deutsch spricht oder es nur gut versteht, diesen Anschein zu erwecken. Wir reden halt so über die Kälte und dass sie eh normal ist und dass es auch gut so ist und dass... als kleines Bonmot sozusagen streue ich ein, dass ich derzeit nicht mehr viel Holz zum Heizen habe und die neue Fuhre erst holen muss. Wir machen die kurze Verabschiedung vor meinem Eintritt in den Supermarkt – die zwei Euro gebe ich ihm immer nach dem Einkauf, da ich dann nicht lange herumkramen muss, sondern die Münze bereits für ihn hergerichtet in der Hand halte.

Etwa 25 Minuten später komme ich aus dem Markt und mein Freund kommt mit kleinen Tränen in den Augen auf mich zu. »Du bist so gut...« sagt er »...gibst mir immer Geld, immer!«. Er umarmt mich. Und dabei sagt er: »...und dabei kannst Du selber nicht heizen!« Oh Gott, was habe ich da angerichtet! Er versteht also eindeutig nicht so viel oder so gut Deutsch, wie bisher von mir angenommen. Seine Idee: Er möchte mit seinen Freunden in den Wald gehen um Brennholz für mich zu sammeln...

Es ist gar nicht einfach, fast sogar unmöglich, ihm mitzuteilen, dass es eh Holz für mich gibt, ich es aber diese Woche noch nicht holen konnte, weil es geregnet hat. Und dass ich diese Art von Leben mag, wenn es bei mir keine 25 Grad in der Wohnung hat. Gegen Ende unserer Unterhaltung – so denke ich – hat er verstanden, dass ich nicht Not leide und eh einheizen kann und er hat sich wieder erfangen. Wir verabschieden uns voneinander und ich fahre heimwärts.

Was (falsch gelaufene) Kommunikation alles anrichten kann...

4 Kommentare


(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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