Donnerstag, 12. Juli 18:30
Das digitale Erbe wird heiß diskutiert. In Deutschland hat es heute dazu ein mehr oder weniger richtungsweisendes Urteil gegeben.

Eine kurze Zusammenfassung: Ein Mädchen hat sich 2012 das Leben genommen – indem sie sich vor einen Zug geworfen hat, so ganz genau weiß man es aber offenbar doch nicht. Dieses Mädchen hatte unter anderem einen Fäsbuck-Account, auf welchem auch ein digitaler Erbe bestimmt ist, der direkt nach dem Ableben der Person über den Account verfügen darf. Dieser Erbe – ein nahestehender Freund und Chatpartner des Mädchens – hatte gleich nach ihrem Tod den Chat des Mädchens gesperrt.

Die Eltern haben geklagt und zunächst verloren, danach alle Instanzen durchwandert und nun ein Urteil des Bundesgrichtshofs erhalten: Sie erben den Chatverlauf ihrer Tochter!
Ich kann verstehen, was die Eltern wollen: Sie wollen aus dem Chat ihrer Tochter am liebsten herauslesen, dass sie die besten Eltern der Welt waren und die ganze Sache in Wahrheit ein höchst bedauernswerter Unfall war.

Es hat aber einen Grund, dass ein Freund des Mädchens der Nachlassverwalter des Fäsbuck-Accounts war. Sie wollte eben nicht, dass ihre Eltern ihre Chats lesen. Dass dies für den Bundesgerichtshof nicht bindend ist, finde ich sehr schade. Die eigene Meinung und der eigene Wille zählen also nichts mehr, wenn man einmal nicht mehr ist.

Nebenbei könnte es ja auch sein, dass jener Junge, der sich an das Versprechen halten möchte, das er dem Mädchen offenbar gegeben hat, ganz genau weiß, was in diesem Chat zu lesen ist. Das erinnert mich dann sogar ein wenig an das Sprichwort: »Der Lauscher an der Wand – hört sei eig'ne Schand.« In dem Chat gibt es ganz klar nichts, was von dem Mädchen für die Eltern gedacht war, sonst hätte sie diese als ihre digitalen Erben genannt.

Mein Digi-Erbe bei Fäsbuck ist Tommy. Ich hoffe jetzt sehr, er geht mit meinen dutzenden pornografischen Chat-Protokollen dann einmal sehr gewissenhaft und sorgfältig um...!

2 Kommentare


(C) mArtin, im Maerz 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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