Freitag, 12. Mai 18:00
Ich komme mir derzeit schon ein bisserlbisserl


»a bisserl« = weniger. Noch ein wenig weniger, als wenig.

Am wenigsten wäre dann ein »E u z e r l«.

Aber das ist dann schon so wenig, dass es - jetzt rein in Bezug auf die Menge - fast mit dem »Lecherlschas« in Konkurrenz tritt.
vor, als hätte ich die große »Erlebniswoche« gebucht .

Heute, so gegen halb Drei. Ich fahre nach der kleinen Pause in der Hälfte meiner Tour wieder weg vom See und komme hin zu der langgezogenen Kurve, wo ich dem lieben Gott ganz besonders dafür dankbar bin, dass es einen Radweg gibt, der baulich sehr großzügig von der Fahrbahn getrennt ist – da hier alle motorisierten Verkehrsteilnehmer versuchen, nach Möglichkeit auf 100 km/h zu kommen. Weil immerhin beginnt ja schon nach wenigen Metern wieder eine 70er-Zone, oder so – und das gehört ausgenützt. Ich fahre dort gemütlich, als mir zwei Buben auf einem Mopperl entgegenkommen. Es war exakt, wie in meinem Song (Anm.: »das SpatzerlSpatzerl


Im Tierreich - Spatz (der): eine weitverbreitete Vogelart.

Im Menschenreich - Spatzerl (das): der oftmalig verwendete Kosename für eine nahestehende Person

oder auch: ein relativ hervorragendes, primäres Geschlechtsmerkmal des Mannes. Vor allem dann, wenn es nicht so sehr hervorragend sein sollte.
«) – das Mopperl war so derartig laut, dass es den lärmenden Verkehr locker übertönt hat. Und zusätzlich hat es sich – was in der Tat den Gipfel einer möglichen Belustigung erreicht – unglaublich mühsam und sozusagen in einer Form des bewegten Stehens von der Stelle bewegt, weil es auf diesem Teil der Strecke für den Gegenverkehr bergauf geht. Die zwei Buben wackeln also mit einem Höllenlärm vor sich hin, als es ein sehr seltsames Geräusch gibt...

Ich kann es nur schwer beschreiben, es klang etwa so, wie wenn ein Stahlseil reißt – aber gemischt mit einem sehr blechernen Sound. Und es muss wirklich sehr laut gewesen sein, denn sonst hätte ich das bei dem ganzen Straßenlärm und Motorengeheul sicher nicht vernehmen können. Im gleichen Moment sehe ich, wie hinter dem Mopperl das kleine Nummerntaferl in unglaublich hohem Bogen wie ein Geschoss davonfliegt. Die Buben sind jetzt etwa 50 Meter vor mir auf der Gegenseite, sie könnten mich also sehen. Das Problem: Wie mach ich darauf aufmerksam, dass ich soeben beobachten konnte, wie sie ihr Nummerntaferl verloren haben? Es ist ja, wie man weiß, hinten am Fahrzeug angebracht, der Fahrerbub würde also eher nicht daran denken, dass ihm gerade jemand, der sich ihm gegenüber befindet, mitteilen möchte, dass sein Nummerntaferl nicht mehr in jener Position an seinem Fahrzeug verweilt, wo es eben noch...

Ich schreie laut, deute, fuchtle mit den Armen und springe schon fast wie ein Afferl umher, aber sie bemerken mich nicht einmal. Bei dem infernalischen Lärm des 49 ccm Motors auch kein Wunder. Die haben sicher nicht einmal den Knall an ihrer Hinterseite mitbekommen. Ich warte, bis ich sie nicht mehr sehen kann und noch um einige Zeit länger, denn vielleicht suchen sie nur eine geeignete Stelle zum Umdrehen. Aber nein, das Mopperl kündigt sich nicht mehr an.

Also warte ich, bis ich zu Fuß auf die andere Seite laufen kann, denn ich habe mir natürlich genau gemerkt, wo das Taferl hingeschossen wurde. Und tatsächlich, da liegt es. Ich hebe es auf und nehme es mit hinüber zu meinem Rad. Und da staune ich nicht schlecht: Dieses Nummerntaferl ist so neu, dass ich mir sicher bin, die Buben haben es sich erst heute abgeholt. Keine Löcher, keine Kratzer, sowohl die Vorder- als auch die Rückseite glänzen, als wären sie soeben frisch bedruckt und poliert worden. Das Taferl ist so schön, dass ich es auf mein Rad stellen und fotografieren muss – ich hatte ja noch nie ein rotes Nummerntaferl in der Hand! Einzig am rechten oberen Rand hat es eine millimeterkleine Delle, die eher nicht auf diesen Knall schließen lässt, der zu hören war.

Dann nehme ich das Taferl mit und in Ermangelung einer Polizeistation werfe ich es in den nächsten Postkasten. Hoffentlich kommen die zwei armen Würsterln nicht in eine Polizeikontrolle...

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(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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