Donnerstag, 11. Mai 19:40
Man mag es Intuition nennen, oder einfach nur 1 und 1 zusammenzählen.
Ich bin gegen drei bei meinem Lieblings-Billa beim Wienerwaldsee. An der Kassa hinter mir legt eine Frau – blond gefärbte Haare, braungebrannt, so etwa um die 60 – ihre ausgesuchten Bio-Light-Lifestyle-Lebensmittel auf das Förderband. Sie bekommt mit, dass ich ihr dabei zusehe. Sie bückt sich nach einem Sackerl. Sie hat schon fast das obligate, gelbe Billa-Plastiksackerl in der Hand, da entdeckt sie die etwas kleineren, dafür aber teureren Papiersackerln in einem etwas seltsamen Format. Sie legt eines davon zu ihrem Einkauf dazu und sieht mich dabei höchst zufrieden an. »Der Hausverstand sagt: der Umwelt zuliebe: Papier statt Plastik...« – ungefähr dieser Text steht in fetter roter Schrift auf gelbem Grund auf der naturbraunen Tüte. Ihre Blicke sagen mir, dass sie jetzt sehr zufrieden ist mit sich – nämlich über ihren wunderbar klein gewordenen ökologischen Fußabdruck.

Ich zahle und gehe vor die Filiale. Draußen stehen etwa 25 verschiedene Autos am Parkplatz. Ich sehe mir alle genau an und sage zu mir: »Genau in diesen Wagen wird sie gleich einsteigen, darauf wette ich!« Die Frau kommt etwa zwei Minuten später aus dem Geschäft. Zielstrebig steuert sie exakt das Auto an, das ich für sie ausgesucht habe. Sie öffnet noch während des Gehens mit der Fernbedienung den Kofferraum, legt die kleine Tüte hinein, steigt ein und fährt mit einem nagelneuen, riesigen, weißen BMW-Cabrio mit silber-glänzenden 19"-Felgen und schwarzem Falttop davon. Ich hau' mich noch längere Zeit darüber ab.

Aber: Im Kofferraum dieses Wagens liegt nun ein ökologisch sinnvolles Papiersackerl...

4 Kommentare


(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


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