Mittwoch, 20. Juli 19:30
Ich habe keine Österreich-Fahne, ich hatte noch nie eine. Nein, das stimmt nicht ganz: In der Volksschule habe ich – nur recht dunkel kann ich mich daran erinnern – einmal eine solche Fahne malen müssen. Also war ich doch einmal für kurze Zeit Besitzer einer Österreich-Fahne. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, diese Fahne in meinem Zimmer aufzuhängen. Wir haben auch nie unser Haus zu irgendwelchen Anlässen mit einer Österreich-Fahne geschmückt. Unser Auto trug nie eine Österreich-Fahne. Wir wurden auch als Kinder nie mit Österreich-Fähnchen versorgt (bewaffnet?), um mäßig interessanten Aufmärschen einen möglichst nationalen Rahmen zu bieten. Ich kenne auch niemanden, der eine Österreich-Fahne zu Hause hängen hätte, oder mit einer solchen Fahne eine Veranstaltung besuchen würde. Mir waren Veranstaltungen, wo Hunderte Österreich-Fahnen zu sehen waren, immer ein wenig suspekt. Mir sind auch Menschen, die ihr Heim mit einer Österreich-Fahne schmücken, ohne dass es auch nur irgendeinen Anlass gäbe, ein wenig suspekt. Die einzigen Fahnen, die ich in meinem Leben bei anderen Menschen zu Hause sehen konnte, waren Fahnen von Rapid. Und das ist gut so.

Ich bin also ein Nestbeschmutzer...?

Ich sehe das nicht so. Ich mag Österreich durchaus. Seine Landschaft, vielleicht manchmal – jedoch eh nicht zu oft – auch seine Menschen. Aber dass ich mir deshalb eine Österreich-Fahne zulegen müsste, das käme mir seltsam vor. Ich glaube, das käme vielen Österreichern seltsam vor. Unsere Fahne ist eh OK, aber man muss deshalb keine besitzen. Und sie schon gar nicht Jedem und bei jeder sich bietenden Gelegenheit herzeigen. Der etwas herbe Nationalstolz ist halt schon ein bisserlbisserl


»a bisserl« = weniger. Noch ein wenig weniger, als wenig.

Am wenigsten wäre dann ein »E u z e r l«.

Aber das ist dann schon so wenig, dass es - jetzt rein in Bezug auf die Menge - fast mit dem »Lecherlschas« in Konkurrenz tritt.
der kleine Cousin von eh-scho-wissen.

Wenn sich das also in meinen freundschaftlich bekannten Umkreisen so – oder auch so ähnlich – verhält, was denkt man dann eigentlich als Österreicher von 1000en von Austro-Türken, die mit türkischen Fahnen bewaffnet, mitten in der Nacht eine unangemeldete Demonstration für Erdogan am Ring und am Heldenplatz in Wien abhalten, bei denen »Sag es und wir töten, sag es und wir sterben!« lautstark skandiert wird?

Ich sage es nicht. Also, ich getraue es mir nicht zu sagen. Denn das, was ich sagen würde, wäre sicher nicht politically correct. Solche Typen regen mich auf. Egal ob Inländer oder Ausländer, ob Migranten-, Universitäts- oder Proleten-Hintergrund, skandierende Nationalisten brauchen wir ungefähr so dringend, wie ein Wimmerl am Arschloch. Eine geschliffenere Aussage fällt mir momentan leider nicht ein.

Aber einen Lichtblick gibt es! Ich habe heute auf der Seite der türkischen Kulturgemeinde einen Aufsatz gelesen, der sehr schön und mit etwas weniger groben Worden genau meine Gefühle in dieser Sache beschreibt. Der Artikel/Beitrag/Aufsatz ist zwar grammatikalisch eine gewisse Herausforderung, aber bitte lies ihn Dir ganz durch, es zahlt sich wirklich aus! Wenn ich mir vorstelle, dass doch einige Türken in Wien genau so denken, dann geht es mir gleich wieder ein bisserlbisserl


»a bisserl« = weniger. Noch ein wenig weniger, als wenig.

Am wenigsten wäre dann ein »E u z e r l«.

Aber das ist dann schon so wenig, dass es - jetzt rein in Bezug auf die Menge - fast mit dem »Lecherlschas« in Konkurrenz tritt.
besser...!

1 Kommentare


(C) mArtin, im April 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


Da einige meiner Texte ohnehin bereits an anderer Stelle verwendet wurden/werden, dürfen sie also unter Angabe der Quelle auszugsweise verwendet werden. Bitte aber den passenden Link zum entsprechenden Beitrag im Rahmen der Zitat-Kennzeichnung kopieren und einfügen. Denn irgendwann möchte ich auch reich und berühmt werden. Oder auch nicht. Herzlichen Dank und weiterhin viel (Lese-)Freude!